Claim Management
Claim Management
Unter einem Claim versteht man die Forderung eines Projektpartners (Auftraggeber oder Auftragnehmer), die sich in Folge einer Abweichung vom ursprünglichen Projektauftrag ergibt. Abweichungen können hinsichtlich der vereinbarten Termine, der Kosten oder der zu erbringenden Ergebnisse entstehen bzw. aus einer Kombination der drei Sachverhalte.
Unter dem Begriff Claim Management, zu Deutsch: Nachforderungsmanagement, versteht man alle Aktivitäten, die notwendig sind, eigene berechtigte Forderungen gegenüber dem Projektpartner durchzusetzen bzw. fremde unberechtigte Forderungen wirkungsvoll abzuwehren. Die DIN 69905 versteht unter Nachforderungsmanagement die “Überwachung und Beurteilung von Abweichungen bzw. Änderungen und deren wirtschaftlichen Folgen zwecks Ermittlung und Durchsetzung von Ansprüchen”.
Claim Management erfordert einerseits zusätzlichen Aufwand, und ist gleichzeitig oft die einzige Möglichkeit, Projekte in finanziell erfolgreichem Rahmen zu realisieren. Ausgangssituation für ein aktives Claim Management ist ein geklärter Projektauftrag, der zu einem gültigen Vertrag zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer geführt hat. Da zumindest kleine Änderungen vom ursprünglichen Projektauftrag bei komplexen Aufgabenstellungen oft unvermeidbar sind, gilt es Strategien zu entwickeln, mit den daraus entstehenden Claims umzugehen. Denkbar sind alle Möglichkeiten im Spannungsfeld zwischen einer ausgesprochen defensiven und einer ausgesprochen aggressiven Claim-Strategie:
defensive Claim-Strategie | aggresssive Claim-Strategie | |
---|---|---|
bei Vertrags-abschluss | Akzeptieren von bewusst partnerfreundlichen Verträgen | Pochen auf den eigenen Vorteil |
Umgang mit eigenen Claims | Claiming nur bei eindeutiger Sachlage, generell kulantes Verhalten | Claiming bei allen verdächtigen Anlässen |
Umgang mit Fremd-Claims | vorbehaltlose Akzeptanz berechtigter Claims | grundsätzliche Ablehnung aller Forderungen, Aufbau einer schlagfertigen Gegenargumentation |
Claim-Höhe | Maximal-Kompensation der eigenen Nachteile | maximal mögliche Höhe zum eigenen Vorteil (z. T. bewusst überhöht), bewusste in Kaufnahme von Nachteilen des Partners |
Claim-Enstehung/ Claim-Vermeidung | Ausschöpfung aller (Präventiv-) Maßnahmen zur Claim-Verhütung | Förderung eigener Claims durch Unterlassen, bewusste Provokation eigener Claims |
Die Entscheidung für eine Claim-Strategie wird nicht zuletzt auch von der eigenen Unternehmenskultur beeinflusst. Unabhängig davon gilt es, sich vor eventuellen fremden Claims des Projektpartners abzusichern, was verschiedene Voraussetzungen und Aktivitäten bedingt.
Letzte Änderung am 21. September 2018 durch Benjamin Bolzmann